WAZ 03.03.2016
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Flüchtlinge
Stadt will Ehrenamtliche besser unterstützen
03.03.2015 | 06:00 Uhr

Friseurin Sevgi Ünsal (M.) betreut die Nigerianerin Stella Akhibi (l.). Rechts: Birgit Knäpper von der Wobau

Velbert. Weniger euphorisch, dafür mehr realitätsbezogen stellt sich die ehrenamtliche Hilfe bei der Flüchtlingsarbeit dar. Nach Velbert kommen jetzt rund 80 pro Woche.

Die Stadt möchte ein Patenschaftsprogramm ins Leben rufen, mit dem es den ehrenamtlichen Helfern erleichtert werden soll, die Flüchtlinge zu betreuen. Der Flüchtlingskoordinator Timo Schönmeyer lobte im WAZ-Gespräch die Arbeit der zahlreichen ehrenamtlichen Initiativen und Einzelpersonen, die sich seit dem vergangenen Sommer um die aktuell 1150 (plus 40 unbegleitete Minderjährige) in Velbert lebenden Zugewanderten kümmern.

„Diese Freiwilligen engagieren sich mit großartigem Einsatz, brauchen jedoch im Alltag die Unterstützung durch hauptamtliche Kräfte“, erläuterte Schönmeyer. Das könnten Sozialarbeiter der Wohlfahrtsverbände leisten, die insbesondere Fortbildung, Supervision – also Betreuung der Betreuer – anbieten sollen.

Heizen bei geöffneten Fenstern

Nachdem die Sammelunterkünfte in den Turnhallen geräumt sind und bislang 350 von ihnen in städtischen Wohnungen, 180 auf dem freien Markt Wohnungen bezogen haben, ist die Kontaktaufnahme und -pflege durch Ehrenamtler schwieriger geworden. Dabei ist Betreuung bei den meisten der Flüchtlinge dringend nötig: „Fehlende Sprachkenntnisse sind das eine, viele unserer Helfer berichten jedoch auch von erheblichen Mängeln bei der Bewältigung alltäglicher Probleme“, so Schönmeyer. Das beginne bereits beim starken Heizen von Wohnungen bei geöffneten Fenstern, zeige sich bei arglosen Haustürgeschäften und dem Abschließen völlig überteuerter Handy-Verträge. Um den Ehrenamtlichen da informell unter die Arme zu greifen und sie auch mit dem Widerrufsrecht vertraut zu machen, hat die Stadt kürzlich zusammen mit der Verbraucherzentrale eine Informationsveranstaltung ausgerichtet.

Wie haben sich die Rahmenbedingungen für ehrenamtliche Arbeit seit dem Sommer verändert? Timo Schönmeyer erinnert an Zugangszahlen, die die Stadt einige Zeit bis an die Grenze belastet hatten. „Dann hatten wir mehrere Wochen keine Zuteilungen, jetzt hat es sich bei rund 80 Flüchtlingen pro Woche eingependelt.“ Das Engagement der Ehrenamtlichen habe sich über die Monate ebenfalls gewandelt: „Die anfängliche Euphorie hat sich in eine realitätsbezogene Unterstützung verwandelt“, so Schönmeyer. Der Sack mit Kleidern ist jetzt weniger gefragt als etwa die Begleitung zu Behörden.

Nach wie vor wird freiwilliger Einsatz für die Integration von Flüchtlingen gerne angenommen – dafür ist die Freiwilligenagentur Ansprechpartner.

Matthias Spruck