DerWesten - 25.10.2009
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4. Ehrenamtsbörse

Herzensangelegenheiten
Velbert, 25.10.2009, Saskia Baeck



Velbert. 60 Vereine und Initiativen stellten sich am Samstag im Forum Niederberg auf der 4. Ehrenamtsbörse vor.

Ein kleiner Fußballnarr darf eine halbe Stunde mit seinem Idol trainieren. Es ist ihm eine große Ehre. Und auch die junge Nachwuchssängerin empfindet solch ein Gefühl, als sie im Vorprogramm der so bekannten Band ihr Können beweisen darf. Die beiden erleben einen einzigartigen Moment, sind ziemlich glücklich und stolz. Und dass sie etwas in der Art wie „Es ist mir eine große Ehre...” sagen könnten, ist nachvollziehbar.

Was aber hat Ehre damit zu tun, in der Freizeit einer Tätigkeit nachzugehen, die Anstrengung kostet, kein Geld einbringt und bei der man sogar auch noch auf Widerstände stoßen kann? Was bedeutet „ehrenamtlich”?

Die 4. Velberter Ehrenamtsbörse ist der perfekte Ort, diesen Fragen nachzugehen. Im Forum Niederberg stellten am Samstag über 60 Vereine, Wohlfahrtsverbände, Initiativen und kirchliche Vereinigungen ihre Arbeit vor.

Hans Jörgens vom Verkehrsclub Deutschland kümmert sich in Velbert um die Optimierung von Busanbindungen, um bessere Bedingungen für Fahrradfahrer und um die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr. Ihm ist das ein großes Anliegen, was aber seiner Meinung nicht viel mit Ehre zu tun hat. „Das ist halt so ein Begriff.” Auch Michael Bartelt vom Deutschen Roten Kreuz kann mit dem Ehrbegriff an sich nicht viel anfangen. Im Gegenteil: Auszeichnungen der Ehre wegen hat er sogar schon abgelehnt. Ihm ist es wichtig, im Zeichen der Menschlichkeit wirken zu können. „Würden alle Freiwilligen ihre Aufgabe niederlegen, würde ein Gebilde wie die Stadt Velbert zusammenzubrechen.”

„Es ist eine Ehre, einem alten und betagten Menschen eine Freude zu machen”, findet Heike Lorenz vom „Domizil”. Und Michael Wolfram von der Kolpingsfamilie sagt: „Einer freiwilligen Arbeit im Dienst der Menschen nachzugehen, das ist eine Ehre.”

Anita Polscheit, die die Evangelische Kirchengemeinde Dalbecksbaum vertritt, hat viel mit Ehrenamtlern zu tun. „Für die freiwilligen Vorleser in unsere Kindertagesstätte ist die Tätigkeit tatsächlich so etwas wie Ehre.” Nicht jeder könne gut vorlesen. „Wenn die Kinder sich freuen, macht das die Vorleser richtig glücklich.”

Und auch Karl Hans Neppig von der Seniorenzeitung „Standpunkte” empfindet es als eine große Ehre, der jüngeren Generation eigene Erinnerungen, Erfahrungen oder Gedichte aufzuschreiben und weiterzugeben. Seine Kollegin Christine Holm definiert Ehrenamt als eine „freiwillige Tätigkeit für andere”.

Bei der Briefmarken-Sammler-Gemeinschaft kümmert sich Karl-Heinz Lobe um alles, was so anfällt. Ob es ihm eine Ehre ist? „Gerade waren zwei junge Mädchen bei mir, die etwas auf dem Dachboden gefunden haben.” Er empfand es als eine Ehre, die beiden aufzuklären, ob es sich dabei um etwas Wertvolles handeln könnte.

Ulli Ziesche, der im Velberter Boxclub tätig ist, seit er zehn Jahre alt ist, erklärt: „Für mich ist es eine Ehre, anderen das Boxen beibringen zu dürfen. Es macht mich glücklich und froh.” Jens Göntgen ist bei der Freiwilligen Feuerwehr und sagt ganz allgemein: „Menschen zu helfen ist eine Ehre.” Bei der „Selbsthilfe Organtransplantierter NRW” engagiert sich Helma Schmolke nicht, weil es ihr eine Ehre ist. „Nachdem mein Mann ein Herz transplantiert bekam, wollte ich etwas von dieser Erfahrung weitergeben.”

Nicht jeder kann mit dem Begriff „Ehre” – wenn es um das freiwillige Engagement geht – etwas anfangen. Das so genannte „Ehrenamt” aber, darin sind sich alle einig, macht ziemlich glücklich und auch stolz. Und das Woche für Woche.


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