DerWesten - 14.05.2009
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Weiblich und über 50
Velbert, 14.05.2009, Annette Wenzig,

Er ist weiblich und gehört zur Generation 50+: der, oder besser die typische Ehrenamtliche. „Das ist die Generation, die noch nicht voll berufstätig war und mit dem ehrenamtlichen Engagement begonnen hat, nachdem die Kinder aus dem Haus waren”, weiß Timo Schönmeyer, Leiter der Freiwilligen-Agentur.

Und der Nachwuchs? „Es könnte mehr sein”, sagt Schönmeyer. 20- bis 40-Jährige seien unter den Ehrenamtlichen noch gut vertreten, „aber junge Menschen wollen heute keinem Verein mehr beitreten, sondern lieber etwas über einen begrenzten Zeitraum im Projekt machen”. Die Folge: Vereine können sich nicht mehr darauf verlassen, dass Mitarbeiter wie früher über mehrere Jahre verfügbar sind. „Das ist die Tendenz.”

„Diejenigen, die zu uns gekommen sind, sind auch immer geblieben – und zwar achtzehn bis zwanzig Jahre sehr konstant”, sagt hingegen Bärbel Wesoly. Allerdings: Auf Nachwuchs in Sachen Ehrenamt wartet die Leiterin des Vereins „Krankenhilfe Klinikum Niederberg” (KKN) seit langem vergeblich. Dabei könnten die „Grünen Damen” durchaus Zuwachs vertragen: „Unsere Leute sind schon älter, da fällt öfter mal einer aus”, sagt Bärbel Wesoly, die selbst seit 25 Jahren ehrenamtlich bei der KKN arbeitet.

Liebe und Dankbarkeit

Zurzeit sind es 27 „Grüne Damen”, die vormittags zwischen neun und zwölf Uhr für die Patienten des Klinikums da sind. „Wir machen kleine Rundgänge mit ihnen, lesen vor”, erklärt die Vorsitzende der Krankenhilfe, „wir helfen in allen Lebenslagen.” Die jüngste Mitarbeiterin jedoch sei bereits 50 Jahre alt. „Wenn wir Leute zwischen Anfang und Mitte 40 bekommen könnten, wäre das schön.” Auf der Ehrenamtsbörse habe es allerdings „überhaupt keine Resonanz” gegeben.

Ganz anders sieht es im Johanniterheim aus: „Wir haben momentan über 30 Ehrenamtliche und sogar junge Schülerinnen gewinnen können”, freut sich Leiterin Birgitt Jansen. „Wir können aber nicht genug Ehrenamtliche haben. Die Unterstützung der Mitarbeiter sowie die soziale Betreuung sind unendlich wichtig – und man bekommt sehr viel Liebe und Dankbarkeit zurück.” Dennoch merkt auch Brigitt Jansen, „dass die Leute heute nicht mehr unbedingt bereit sind, so etwas zu tun.”

Dabei stehen die Betreuung älterer Menschen sowie Besuchsdienste auf Platz eins der Wunschliste potenzieller Ehrenamtlicher. „Da gibt es eine klare Tendenz”, weiß Timo Schönmeyer. Der Leiter der Freiwilligen-Agentur würde sich allerdings wünschen, dass sich noch mehr Leute engagieren. „Man kann da nur appellieren, denn ein Ehrenamt lohnt sich für beide Seiten.” Arbeitgeber würden vermehrt Wert auf soziale Kompetenzen legen, „und die kann man im Ehrenamt erwerben”. Deshalb sei es auch sinnvoll, sich in Zeiten der Arbeitslosigkeit zu engagieren und darüber eventuell sogar Zusatzqualifikationen zu erlangen.

Angst vor Konsequenzen

Allerdings: „Die meisten Ehrenamtlichen, die wir vermitteln, sind aus dem Berufsleben bereits ausgeschieden.” Wer noch im Berufsleben steckt, befürchtet angesichts der Wirtschaftskrise mitunter Konsequenzen des Arbeitgebers. Diese Erfahrung hat Dirk Brus, Ortsbeauftragter beim Technischen Hilfswerk (THW), gemacht: „Da muss man in der heutigen Zeit aber Verständnis für haben und den Leuten am Tag X auch mal beim Ehrenamt frei geben.”

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