WZ 30.08.2011
http://www.derwesten.de/staedte/velbert/Nur-ein-kleiner-Gegenwert-id5014005.html

„Nur ein kleiner Gegenwert“
Velbert, 30.08.2011, DerWesten


Auch sie investieren Zeit für das Gemeinwesen: die Vorlesepaten in den Bibliotheken. Bild : Detlev Kreimeier

Velbert. Zwei Jahre gibt es die Ehrenamtskarte in Velbert. Timo Schönmeyer von der Stadt erklärt, wie begehrt sie ist.

Seit zwei Jahren gibt die Freiwilligen Agentur Velbert die Ehrenamtskarte für ehrenamtlich Engagierte heraus – 275 Mal ist das bislang geschehen. Ein Erfolg? Mit Timo Schönmeyer von der Stadt Velbert sprach WAZ-Redakteur Matthias Spruck.

Wie läuft’s mit dem Ehrenamt in Velbert? Hat die Freiwilligen Agentur noch guten Zulauf?

Unsere Anmelde- und Vermittlungszahlen sind zufriedenstellend. Wir haben pro Jahr rund 90 bis 100 Vermittlungen in ein Ehrenamt (Neuzugänge), das sind monatlich rund zehn neue Personen, die sich in einem Verein engagieren möchten. Und über die sechs Jahre des Bestehens der Freiwilligen Agentur ist dieser Trend stabil geblieben. Wichtig ist dabei die Öffentlichkeitsarbeit und die Mundpropaganda. Wir müssen im Gedächtnis der Bürgerschaft verankert sein und uns als neutrale Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger und Vereine präsentieren.

In welchen Bereichen sind die meisten Ehrenamtler aktiv?

Der Bereich Soziales ist stark vertreten – Einsätze mit Senioren, Kindern, Jugendlichen. Sprachförderung, Nachhilfe, aber auch Vorlesen sind gut im Angebot wie der Nachfrage. Ab und zu wird ein Übungsleiter beim Fußball benötigt, aktuell werden vom Tierschutzverein handwerklich Versierte für Arbeiten im Tierheim nachgefragt. Wir bieten allen Interessierten an, bei uns in der Agentur vorbeizukommen und sich unverbindlich über die zahlreichen Angebote zu informieren. Wir erstellen dabei in einem persönlichen Gespräch ein Interessensprofil und bieten dann dazu passende Tätigkeitsangebote. Gerne begleiten wir auch die Freiwilligen bei ihren Erstbesuchen in den jeweiligen Einsatzstellen.

Seit zwei Jahren gibt die Freiwilligen Agentur Velbert so genannte Ehrenamtskarten heraus. Wer bekommt sie?

Mehr als 275 Karten wurden bereits ausgestellt. Die Gültigkeit ist in Velbert auf zwei Jahre beschränkt, man kann jedoch auch eine Verlängerung beantragen. Voraussetzung ist, dass sich der Antragsteller mindestens fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden im Jahr einsetzt und für seine Tätigkeit keine pauschale Aufwandsentschädigung bekommt. Auch sollten sich Antragsteller bereits seit mindestens zwei Jahren in dieser Form engagieren. Die Verlängerung der Ehrenamtskarte erfolgt durch eine Neuausstellung der Ehrenamtskarte. Die alte Karte ist dann zurückzugeben.

Welche Vorteile haben die Ehrenamtskarten für ihre Besitzer?

Die Karte bietet bei uns in Velbert eine Auswahl von attraktiven Vergünstigungen, etwa verbilligte Eintritte, Rabatte oder Sonderleistungen. Da die Ehrenamtskarte landesweit gültig ist, können Karteninhaber auch Vergünstigungen in anderen Städten nutzen, die selbst die Ehrenamtskarten anbieten.

Kann eine Stadt wie Velbert, die unter Sparzwang steht, überhaupt Vergünstigungen in ihren Bereichen anbieten? Das führt streng genommen doch zu Einnahmeausfällen.

Ich kenne die Debatten aus Städten mit Nothaushalten. Man darf dabei nicht vergessen, dass die Ehrenamtler einen erheblichen Beitrag zum Gemeinwesen erbringen und das auch noch kostenlos. Die mit der Ehrenamtskarte verbundenen Vergünstigungen sind da nur ein kleiner Gegenwert, der mehr mit Anerkennung als mit Schnäppchenjagd zu tun hat. Landesweit errechnet wurde, dass der Ehrenamtliche die Karte monatlich gerade mal 0,5 Mal genutzt haben.

Die städtischen Vergünstigungen in Velbert sind bei der Vielzahl der angebotenen Vergünstigungen in Velbert jedoch überschaubar: Der Eintritt ins Schloss- und Beschlägemuseum kostet einen Euro regulär. Es gibt hier eine Sozialstaffel, und die macht den Eintritt auch für Karteninhaber kostenlos. Darüber hinaus bieten die Stadtbücherei und die Volkshochschule Velbert/Heiligenhaus noch Vergünstigungen an. Der ermäßigte Eintritt beim Schwimmbadbesuch wird z.B. von den Stadtwerken getragen.